Stadtwerke Tübingen mit gutem Geschäftsergebnis 2023 und gedämpften Erwartungen für 2024

Starker Ausbau bei Erneuerbaren Energien und Photovoltaik | Der Tübinger Gemeinderat hat den Geschäftsabschluss 2023 der Stadtwerke Tübingen (swt) bestätigt. Er liest sich gut: Das Geschäftsjahr 2023 haben die swt mit einem Ergebnis von 6,2 Millionen Euro Überschuss abgeschlossen. Die Umsatzerlöse in den Energiesparten stiegen gegenüber dem Vorjahr deutlich. Auch die Zahl der Ökostrom-Kunden wuchs weiter. Seit mehreren Jahren verbessern die swt ihre Erfolgskennzahlen kontinuierlich. So positiv sich die Entwicklung liest, sehen sich die Stadtwerke Tübingen jedoch derzeit in einer herausfordernden Phase. Nachgelagerte Effekte der Energiekrise und Sonderbelastungen kommen jetzt verstärkt zum Tragen – bei weiterhin großem Investitionsbedarf.

Die Stadtwerke Tübingen haben das Geschäftsjahr 2023 erfolgreich abgeschlossen. (Archivfoto: swt/Jaeger)

Zunächst fällt jedoch der Blick zurück auf das Geschäftsjahr 2023 positiv aus. Besonders erfreulich lesen sich die Zahlen bei den Umsatzerlösen in den Energiesparten. Beim Strom stiegen sie auf 612,1 Mio. Euro (von 437,7 Mio. Euro). Auch beim Erdgas (von 53,0 Mio. Euro auf 72,6 Mio. Euro) und der Wärme (von 20,5 Mio. Euro auf 41,2 Mio. Euro) verzeichneten die swt Steigerungen. Insgesamt stehen über alle Sparten hinweg Umsatzerlöse von 763,5 Millionen Euro (Vorjahr: 542,2 Mio. Euro). Der Geschäftsabschluss ist insofern bemerkenswert, weil die Übernahme der Defizite aus den Sparten ÖPNV, Bäder und Parkhäuser durch die swt mit 12,6 Millionen Euro deutlich höher ausgefallen ist als noch im Vorjahr (2022: 9,3 Mio. Euro). Allein das Defizit der ÖPNV-Sparte erhöhte sich auf 7,7 Millionen Euro (2022: 5,2 Mio. Euro).

 

Deutlich mehr Ökostrom aus eigenen Erneuerbaren-Anlagen

Dank Investitionen in viele neue Anlagen, insbesondere bei Photovoltaik und Windkraft, steigerten die swt die Strom-Eigenproduktion von 327,2 auf 373,6 Millionen Kilowattstunden. Dies sorgte dafür, dass die swt ihre bis Ende 2024 gesetzten Ausbauziele – 75 Prozent des Tübinger Gesamtstromverbrauchs bilanziell selbst aus eigenen Erneuerbaren-Anlagen zu decken – bereits zum Jahresbeginn 2024 erreicht haben. Als Teil des Stadtwerke-Verbunds der KommunalPartner konnten die swt im Herbst 2023 die Einweihung des neuen Windparks „Junge Donau“ im Landkreis Tuttlingen feiern. Weitere Windkraft-Projekte – in Starzach, Tübingen-Kusterdingen und Lichtenstein (Landkreis Reutlingen) – nahmen erste Hürden bei der Planung oder schon Umsetzung. Für mehr Erneuerbare in der Wärmeerzeugung trieben die swt die Planungen für den großen Solarthermiepark Au sowie die Großwärmepumpe am Klärwerk weiter voran.

 

Sonderbelastungen, Zinsniveau, Investitionen und steigende Kosten als Herausforderungen für die Stadtwerke

Fast zehn Monate des laufenden Geschäftsjahres 2024 liegen schon wieder hinter den Stadtwerken Tübingen. Verschiedene Effekte und Entwicklungen im bisherigen Jahresverlauf deuten darauf hin, dass das swt-Geschäftsjahr 2024 kein einfaches wird. Mehrere Effekte machen sich bemerkbar. Zunächst wurden im Dezember 2023 durch die Bundesregierung Zuschüsse zu den Netzentgelten für 2024 unerwartet gestrichen. Netzentgelte sind Kosten, die nicht selten von  Stromversorgern über unterjährige Preisanpassungen an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden. Die Stadtwerke Tübingen hatten sich anders entschieden: Sie hielten für ihre Kunden die Preise bislang stabil und übernahmen diese nicht eingeplanten Mehrkosten.

Ein zweiter Faktor, der von den swt nicht beeinflussbar war, der aber Einfluss auf den Geschäftsverlauf nimmt: Der Winter 2023/2024 war recht mild. Es wurde weniger geheizt. Die Verbräuche von Erdgas und Fernwärme fielen vergleichsweise niedrig aus. Ein Teil der von den swt für ihre Kunden beschafften Energiemengen wurden deshalb nicht verbraucht. Was gut für den Geldbeutel der Kunden und das Klima ist, sorgt auf Seiten des Energieversorgers für Verluste. Denn aufgrund ihrer langfristigen Beschaffungsstrategie hatten die swt Energiemengen noch zu den Hochpreiszeiten an den Energiemärkten eingekauft. Das Hochpreisniveau von 2021/2022 wirkt sich dadurch auf das Geschäftsergebnis 2024 nochmals stärker negativ aus.

Ein dritter Aspekt, der die Erwartungen für die Bilanz 2024 dämpft, sind die gestiegenen Zinsen. Die Abkehr von der Niedrigzinsphase wirkt sich immer stärker aus – vor allem wenn, wie im Falle der swt, für die Energiewende sowie die Wärme- und Mobilitätstransformation in Tübingen sehr hohe Investitionen notwendig sind. Die Verluste in den Sparten ÖPNV und Bäder könnten weiter steigen. Insgesamt führen die letzten Lohntarifabschlüsse auch zu deutlich gestiegenen Personalkosten – sowohl beim Personal der Stadtwerke, als auch beim Fahrpersonal der Tochtergesellschaft TüBus GmbH.

 

Zum aktuellen Geschäftsbericht der Stadtwerke Tübingen GmbH