Schön was auf dem Kasten: Graffiti-AG des Carlo-Schmid-Gymnasiums gestaltet Stadtwerke-Stromkästen

Streetart mit starken Botschaften ersetzt mausgrau | Sieben ehemals mausgraue Stromverteilerkästen der Stadtwerke Tübingen (swt) tragen jetzt bunte Graffitis. Das ist das Ergebnis eines Projekts der Carlo-Streetart-AG des Carlo-Schmid-Gymnasiums Tübingen. Entstanden sind nicht nur Kunstwerke. Die gesprühten Botschaften in Text und Bild greifen Themen wie Klima- und Umweltschutz, Frauenrechte, black lives matter und Anti-Diskriminierung auf.

Die Streetart-AG des Carlo-Schmid-Gymnasiums Tübingen hat insgesamt sieben Stromkästen im Stadtgebiet mit Graffiti verschönert. (Foto: swt/Loeffler)

Lehrerin Sarah Dolde hatte Ende 2022 die Initiative ergriffen und die Stadtwerke Tübingen kontaktiert, ob diese ihre Stromkästen für die Graffiti-Gestaltung im Rahmen des Schulprojekts freigeben würden. Schnell war man sich einig: das triste Einheitsgrau der swt-Stromverteilerkästen darf weichen und zur Leinwand für die Streetart-AG werden. „Es geht darum Sichtbarkeit zu schaffen für die Meinungen junger Menschen“, sagt Sarah Dolde.

„Dass Schülerinnen und Schüler den öffentlichen Raum künstlerisch gestalten dürfen, ist eine tolle Möglichkeit, Schule zu öffnen. Die Street-Art AG verknüpft auf kreative Weise die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen mit ihrem schulischem Alltag“, sagt Rüdiger Hocke, Rektor des Carlo-Schmid-Gymnasiums.

Seitdem die Temperaturen im zweistelligen Bereich angekommen sind, gehen die Schülerinnen mit ihren Entwürfen auf die Straße. Sieben Stromkästen sind inzwischen fertig und präsentieren Graffitikunst mit Motiven und Botschaften zu ernsten Themen. So liest man unter anderem „Friert für Frieden“, „Everybody is beautiful“, „No human is illegal“, „Stop racism“, „Peace for the world“ oder auch „Mehr Fahrrad fahren, weniger Auto fahren“. Illustrativ greifen die Schülerinnen Motiv- und Symbolwelten auf, die zu den jeweiligen Botschaften für Gleichheit, Toleranz, Klima- und Umweltschutz passen. Konkrete Symbole wie die Friedenstaube und das Peace-Zeichen sind zu sehen, aber auch selbst kreierte Abstrahierungen.

Einer der Stromkästen war eine Besonderheit: Eine der Schülerinnen setzte ihre besondere Idee um und zog dem Kasten einen Strickpullover über. Ihre Botschaft: Jeder Mensch hat ein Recht auf einen geschützten und warmen Lebensraum. Da ein Strickpullover aber leicht brennbar ist, durfte er nur kurzzeitig für die Präsentation übergezogen werden.

 

Mehrere Kunst- und Graffiti-Projekte mit Schulen und Graffiti-Künstlern seit 2017

Nicht zum ersten Mal knüpfen das Carlo-Schmid-Gymnasium und die Stadtwerke Tübingen eine künstlerische Verbindung: 2017 hatte eine sechste Klasse des CSG unter dem Motto „Der TüBus ist für alle da!“ insgesamt 20 Figuren entworfen, die am Ende auf einem echten TüBus landeten und durch die Universitätsstadt fuhren. Die beiden aktuellen Kunstprojekte des Carlo-Schmid-Gymnasiums schließen sich so auch an eine Reihe erfolgreich umgesetzter Graffiti-Projekte im Auftrag oder mit Unterstützung der swt an.

„Wenn Schülerinnen und Schüler mal außerhalb des Klassenzimmers Themen künstlerisch bearbeiten können, dann ist das in der Regel etwas Besonderes“, sagt Johannes Fritsche, Bereichsleiter Marketing und Kommunikation bei den Stadtwerken Tübingen. „Wenn sowas dann noch im öffentlichen Straßenraum realisiert werden kann und gleichzeitig graue Stromverteilerkästen etwas Farbe abbekommen, dann ist das eine klassische Win-Win-Situation. Das unterstützen wir gerne.“

 

Langzeitprojekt der swt: Profi-Graffiti auf Trafostationen

Bereits seit 2018 arbeiten die Stadtwerke Tübingen im Bereich der Streetart mit renommierten Graffiti-Künstlern zusammen. Die künstlerisch anspruchsvolle Gestaltung von Trafostationen ist inzwischen zum Langzeitprojekt geworden. Schon zahlreiche Trafostationen, dazu noch die Heizzentrale im Loretto-Viertel, der Wasserbehälter am Stauffenberg und die Gasdruckregelanlage Aeule in der Gartenstraße wurden von den Künstlern Jeroo, Looven, Mango und El Niño gestaltet – immer mit zur Umgebung und zum Standort passenden Motiven. Die neuesten Trafostation-Kunstwerke gibt es im Park an der Rheinlandstraße, an der Ebenhalde in Tübingen-Hagelloch und im Alten Botanischen Garten zu bestaunen.

Graffiti-Künstler Mango hatte außerdem 2018 gemeinsam mit einer Klasse der Grundschule am Hechinger Eck im Rahmen eines Workshops die Trafostation auf dem Pausenhof der Grundschule verschönert und 2022 mit Schulkindern der Sophienpflege den Wasserbehälter Pfrondorf mit bunten Motiven besprüht. Eine Graffiti-Tour im Rahmen der Tagblatt-Aktion „Zeitung in der Schule“ (Zisch) führte zu mehreren Anfragen an die swt, Stromverteilerkästen gestalten zu dürfen.