Die EU-Kommission kündigt an, Vorbereitungen für den Fall eines Länder übergreifenden Blackouts treffen zu wollen. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey thematisiert kurzzeitige Abschaltungen der Stromversorgung in einzelnen Stadtteilen als Notmaßnahme. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hingegen hält einen Blackout selbst im schlechtesten Szenario des durchgeführten Stresstests für unwahrscheinlich – bringt aber ebenso regionale und zeitlich begrenzte sogenannte „Lastabschaltungen“ als Option ins Spiel, um das Stromnetz bei Bedarf – oder auch im Extremfall bei Stromausfällen z.B. durch Sabotage an der kritischen Infrastruktur – zu stabilisieren. Beim Blick auf die Stabilität unseres Stromnetzes gibt es viele verschiedene Perspektiven, Meinungen und Empfehlungen. Wie sich die Energiesituation in Deutschland und Europa jedoch tatsächlich entwickeln wird, kann niemand seriös vorhersagen. Spekulationen bringen wenig. Deutlich mehr bringen allerdings Vorsorgemaßnahmen – auf allen Seiten.
Stromausfälle in Deutschland: Eher kurz – aber keine Seltenheit
Beim Blick auf die Stromversorgung wird klar: Zwischen Blackout und Stromausfall bestehen gravierende Unterschiede. Stromausfälle kommen auch ohne Energiekrise immer mal wieder vor: Die Bundesnetzagentur verzeichnete im Jahr 2020 162.224 Versorgungsunterbrechungen in Deutschland, im Durchschnitt war jede Verbraucherin und jeder Verbraucher 10,73 Minuten ohne Strom. [1]
Die Gründe für Stromausfälle können vielfältig sein: Technische Defekte wie zum Beispiel Materialversagen, Umwelteinflüsse wie beispielsweise Stürme, Überflutungen oder Erdbeben, bis hin zu Sonderfällen wie von Tieren durchgenagte Kabel in Trafostationen. Blackouts sind solche Stromausfälle per definitionem aber nicht – auch wenn dieses Schlagwort derzeit die Überschriften in den Medien prägt. Denn unter einem Blackout versteht man einen deutschlandweiten oder gar Länder übergreifenden Stromausfall über einen langen Zeitraum.
„Blackout“ durch Heizlüfter?
Seit dem Sommer herrscht in Deutschland ein Heizlüfter-Boom. Die Menschen wollen offensichtlich im Fall einer Gasmangellage ersatzweise damit heizen. Das Heizen mit Heizlüftern ist allerdings aus mehrfachen Gründen keine gute Idee – und die swt raten davon auch ab. Heizlüfter sind energetisch ineffizient, verbrauchen viel Strom, verursachen dadurch hohe Kosten (deutlich höhere Heizkosten als mit normalem Heizen), können die Elektrik in Gebäuden überlasten und bringen in der Gesamtheit Risiken für die Sicherheit der Stromversorgung. Warum? Bei einem übermäßigen Strombedarf (Netzüberlastung) könnten Netzbetreiber gezwungen sein, gebietsweise temporäre Abschaltungen vorzunehmen, um einen kompletten Stromausfall innerhalb eines Netzsektors zu verhindern. Zwar ist ein allein durch verstärkten Heizlüftereinsatz hervorgerufener flächendeckender Stromausfall eher unwahrscheinlich, aber auch ein Ausfall in einzelnen Sektoren des Stromnetzes würde zu erheblichen Problemen sowohl auf Seiten der betroffenen Bürgerinnen und Bürger als auch im Stromnetz führen.
Wesentlich wichtiger – und ein sinnvoller Beitrag zur Unterstützung der Stromnetzstabilität – ist ein sparsamer Umgang mit Erdgas, Fernwärme und Wärmepumpenstrom in Haushalten und Betrieben. Wenn dies alle berücksichtigen, ist das ein wichtiges Element zum Schutz vor einer drohenden Gasmangellage im Laufe des Winters.
Ohne Panik bei den wichtigsten Punkten vorsorgen
So komplex und unvorhersehbar die weiteren Entwicklungen, so einfach ist die individuelle Vorsorge – ganz ohne dabei in Panik verfallen zu müssen. Die gängigen Hinweise des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für den Fall eines Stromausfalls geben deshalb eine gute Orientierung, welche Maßnahmen für Haushalte sinnvoll sind. Grundregel: Ein Haushalt sollte rund zehn Tage mit allen Vorräten überbrücken können.
Die wichtigsten Tipps:
- Heizung: Den Ausfall der Heizung mit warmer Kleidung überbrücken. Für Kamine einen Vorrat an Holz, Kohle oder Briketts anlegen.
- Licht: Einen Vorrat an Kerzen und Taschenlampen, sowie Batterien, Streichhölzer oder Feuerzeuge im Haus haben.
- Kochen: Für kleinere warme Mahlzeiten kann ein gasbetriebener Campingkocher oder ein Holz- oder Gasgrill im Außenbereich (Balkon/Terrasse) zum Einsatz kommen.
- Essen: Es empfiehlt sich einen kleinen Vorrat an länger haltbaren Lebensmitteln anzulegen, die im Notfall auch kalt gegessen werden können.
- Wasser: Ein größerer Wasservorrat zum Trinken ist empfehlenswert. Pro Haushaltsmitglied sollten circa 10 Liter Wasser in Flaschen vorrätig sein – plus ein zusätzlicher Wasservorrat als Gebrauchswasser (Waschen, Zähneputzen, etc.).
- Elektronik: Akkus von Smartphones, Tablets, Notebooks, etc. sollten möglichst immer voll aufgeladen sein. Solarbetriebene Ladegeräte können zumindest tagsüber Ladevorgänge ermöglichen. Mit einem Kurbelradio bleibt man über Rundfunk auch ohne Batterien auf dem Laufenden.
- Zahlungsmittel: Eine kleine Bargeldreserve hilft, wenn bei einem Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionieren.
Noch mehr und detailliertere Tipps finden sich in einer Broschüre des BBK zum Thema „Stromausfall“ [2] sowie auf der BBK-Internetseite unter www.bbk.bund.de.