Ich bin da familiär vorbelastet: Mein Opa und mein Vater haben bei den Stadtwerken Nürtingen gearbeitet, wo ich meine Elektriker-Ausbildung gemacht habe. Zu den swt kam ich vor fast zehn Jahren als Kabelmonteur und habe dann hier meinen Meister gemacht.
Ich bin zuständig für die 400 Trafostationen und für die drei Umspannwerke, wo der Strom aus dem überregionalen Netz ankommt, aber auch für unser Stromnetz allgemein. Da sind wir sechs Meister und haben einen ganzen Pool von Monteuren. Mein Arbeitstag ist nicht wirklich planbar: Es gibt zwar Routine-Aufgaben wie Trafo-Wartungen, aber wenn etwas passiert, muss man sofort zur Stelle sein, wie bei der großen Störung im Juni. Ich hatte Bereitschaft, wurde als Erster gerufen und habe bis zum Morgengrauen geschafft. Da hat man wieder gemerkt, dass der Zusammenhalt unter den Kollegen wirklich super ist.
Im Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz geht es um pure Energie. Man muss fit im Kopf sein und voll bei der Sache. Es gibt keinen Spielraum für Fehler. Man weiß das ja von Unglücksfällen, die beim Klettern auf Züge passieren. Wir müssen viele Sicherheitsmaßnahmen beachten und Schulungen mitmachen. Gearbeitet wird nur bei freigeschalteter Leitung und in engem Kontakt mit der Leitwarte. Die Vorbereitung und Sicherung jedes Schrittes sind sehr aufwändig. Zum Schneiden der 20-kV-Kabel haben wir zum Beispiel eine Sicherheitsschere mit Hydraulik – da geht das aus 20 Metern Entfernung. Wir tragen Schutzkleidung, einen Helm mit Gesichtsschutz und feuerfeste Handschuhe.
Wir modernisieren das Netz ständig und bringen es abschnittsweise auf den neuesten Stand. Aber 300 Kilometer Mittelspannungskabel können wir nicht jedes Jahr komplett prüfen. Der Strom arbeitet leider permanent am Material, auch wechselnde Bodentemperaturen wirken sich aus. Ein Stromnetz zu betreiben, ist sehr komplex. Wir haben jetzt viel in neueste Messtechnik investiert. Und bringen immer mehr Freileitungen unter die Erde.
Eine starke Erfahrung, beruflich wie menschlich. Die Aktion war sehr spontan: Unser Chef, Michael Ludolf, hatte Kontakt zu den Stadtwerken Trier, also haben wir mehrere Fahrzeuge mit Material vollgepackt, sind dort hingefahren und haben geholfen, das Stromnetz wiederaufzubauen, Trafos und Hausanschlusskästen zu reinigen. In Ehrang gab es zum Glück keine so schweren Zerstörungen wie im Ahrtal. Aber der Schaden war immens. Viele Menschen haben alles verloren. Meterhohe Sperrmüllberge auf den Straßen. Und diesen Geruch von Heizöl gemischt mit dem, was aus der Kanalisation hochkommt, werde ich nicht so schnell vergessen. Auch jetzt ist dort noch viel zu tun, bis die Häuser wieder bewohnbar sind. Beeindruckt hat mich die Solidarität. Wie das zusammenschweißt, wenn man gemeinsam kämpft. Und wie glücklich schon ein Aggregat zum Handy-Aufladen machen kann. Wir haben viel gelernt, was die Koordination im Katastrophenfall angeht.
Mehr Verständnis im Störfall. Schuld ist oft höhere Gewalt oder einfache Physik. Wir kommen ja sehr schnell, um alles wieder zu richten. Ein paar Minuten ohne Strom sind sicher kein Weltuntergang.