Die Wärmewende ist als Teil der Energiewende in Deutschland einer der entscheidenden Faktoren, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Auch Tübingen verfolgt mit dem Klimaschutzplan 2030 ambitionierte Ziele im Bereich der Wärmeversorgung.
Ein sogenanntes ‚kaltes Nahwärmenetz‘ ist dabei eine ebenso moderne wie vielversprechende Lösung: Es wird mit Temperaturen von nur rund zehn Grad betrieben. Für die Raumheizung und Trinkwassererwärmung sind jedoch höhere Temperaturen notwendig. Dafür kommen Sole-Wasser-Wärmepumpen in den einzelnen Gebäuden zum Einsatz. Die Wärmepumpen nehmen Energie aus dem kalten Nahwärmnetz auf und geben diese mit höherer Temperatur an das Heizungssystem ab. Die elektrisch betriebenen Wärmepumpen lassen sich mit klimaneutralem Ökostrom oder mit lokal erzeugtem Strom aus Fotovoltaikanlagen versorgen.
Als Wärmequelle wird Umweltwärme aus dem Erdreich genutzt. Im Tübinger Ortsteil Bühl dürfen allerdings keine Erdsonden bis in eine wirtschaftliche Tiefe gebohrt werden. Deshalb soll die Wärmegewinnung über Grundwasserbrunnen, Flächenabsorber oder Energiekörbe erfolgen. Erste Voruntersuchungen deuten auf das Grundwasser als voraussichtlich beste und wirtschaftlichste Wärmequelle hin. Bereits in vergleichsweise geringen Tiefen – etwa 12 bis14 Meter – kann man im Erdreich ganzjährig mit Wassertemperaturen rechnen, die sowohl das Heizen (über Wärmepumpen) als auch die passive Kühlung ermöglichen.
Zwei Erkundungsbohrungen in Bühl geplant
Für konkrete weitere Planungsschritte benötigen die Stadtwerke Tübingen jedoch belastbare Daten zum Grundwasserspiegel und zur Ergiebigkeit des Grundwassers. Daher führen die swt im Erschließungsgebiet voraussichtlich in der zweiten Märzhälfte zwei Erkundungsbohrungen durch, die jeweils zu einem Brunnen ausgebaut werden.
Machbarkeitsstudie mit Erkundungsbohrungen
Ein kombinierter Pump- und Schluckversuch ermittelt verschiedene hydrogeologische Parameter wie Durchlässigkeitsbeiwert oder Ergiebigkeit. Die Erkundungsbohrungen sind Bestandteil einer Machbarkeitsstudie, die der Bund über das Programm „Wärmenetze 4.0“ fördert. Sofern die Ergebnisse dieser Erkundung positiv ausfallen, soll das Grundwasser später aus Förderbrunnen im südlichen Bereich des Baugebietes entnommen werden. Durch den Betrieb der Wärmepumpen kühlt sich das Wasser um rund fünf Grad ab. Anschließend wird es im nördlichen Bereich des Baugebietes (Bereich Römerstraße) wieder über Schluckbrunnen dem Grundwasserleiter zugeführt. Dies entspricht der natürlichen Fließrichtung des Grundwassers.