Das Defizit beim TüBus, der ÖPNV-Sparte der Stadtwerke Tübingen (swt), hat sich von unter vier Millionen Euro im Jahr 2019 auf über acht Millionen Euro im Jahr 2023 mehr als verdoppelt. Ein weiterer Anstieg dieses strukturellen Defizits wird prognostiziert. Die Gewinne der swt in anderen Unternehmensteilen reichen nicht mehr aus, damit die swt die hohen Verluste beim TüBus übernehmen könnten. Mit zwei Einsparpaketen steuert der TüBus-Aufsichtsrat dagegen. Die Fahrplanänderungen der ersten Stufe sind seit dem 30. März 2025 umgesetzt und ermöglichen der Stadtverwaltung, ihre Zuschüsse für den TüBus ab 2026 zu kürzen. Mit der zweiten Stufe ab dem Fahrplanwechsel 2025 im Dezember, will TüBus sein Defizit auf ein Niveau reduzieren, das zumindest mittelfristig tragbar ist.
Knud Hädicke, Prokurist der swt und Geschäftsführer der TüBus GmbH, sagt: „Um das zu große und rasant steigende Defizit beim TüBus schnell zu reduzieren, sind die zwei beschlossenen Reduzierungen beim TüBus-Angebot notwendig. Während das erste Maßnahmenpaket den Wegfall des städtischen Zuschusses zum ÖPNV von einer Million Euro im Jahr ausgleicht, reduziert das zweite Sparpaket mit nochmals einer Million Euro direkt die operativen Betriebskosten. Nach etlichen Jahren, in denen das TüBus-Angebot stetig verbessert und ausgebaut wurde, sind die jetzt beschlossenen erstmaligen Kürzungen schmerzhaft, aber leider notwendig.“
Fahrplanänderungen ab Mitte Dezember
Das nun beschlossene zweite Maßnahmenpaket hat Auswirkungen auf verschiedenen Linien, bei denen es zu Ausdünnungen beim Takt, Linienkürzungen, Durchbindungen oder Streichungen kommt. Wie bereits bei der ersten Stufe, wurden die Änderungen auf Basis von Berechnungen konzipiert, die im Verhältnis ein möglichst hohes Einsparpotenzial bei gleichzeitig möglichst wenig betroffenen Fahrgästen aufweisen. Grundlage für diesen Betroffenheitsquotienten waren unter anderem die Statistiken der automatischen Fahrgast-Zählsysteme in den Bussen.
Die Fahrplanänderungen im Überblick:
Alle Linien: Der Abendverkehr beginnt schon ab 19 Uhr (anstatt erst um 20 Uhr). Entsprechend gelten die Taktzeiten des Abendverkehrs schon eine Stunde früher:
Die Linien 1, 2, 3, 4 fahren auf Ihren Abschnitten nördlich des Hauptbahnhofs nur noch alle 30 Minuten (statt alle 15 Minuten), Linie 5 alle 15 Minuten statt alle 10 Minuten. Die Linien 6, 10 und 22 fahren nur alle 60 Minuten statt 30 Minuten. Bei den Linien 1 und 2 entfallen die Abschnitte südlich des Hauptbahnhofs, bei den Linien 18 und 19 die Abschnitte nördlich des Hauptbahnhofs. Die Linien 7, 12, 13, 14, 16, 17, 21, 31, 32, 34 und 35 fahren nicht. Bis auf die Änderungen bei Linien 6, 10 und 22 fahren die Linien bereits aktuell ab 20 Uhr nach diesem Takt.
Nachtbusse: Streichung der 4. Fahrt bei allen Nachtbus-Linien:
Die nur von Donnerstag bis Sonntag angebotenen Fahrten ab dem Hauptbahnhof entfallen in der Zeit zwischen 3:30 Uhr und 4:00 Uhr.
Linie 1: Streichung der Verbindung Hauptbahnhof – Französisches Viertel im Abendverkehr Montag bis Freitag (19-23 Uhr):
Der bisher nur im Abendverkehr (Montag bis Freitag) nicht durchgebundene 30-Minuten-Takt der Linie 1 im Abschnitt Hauptbahnhof – Franz. Viertel entfällt. Zur Anbindung des Gebiets „Alter Güterbahnhof“ wird eine Vereinbarung mit dem Landkreis für Ersatzfahrten durch die Regionalbuslinie 7611 angestrebt. Nach wie vor bleibt das Französische Viertel durch die Linie 4 angebunden.
Linien 2,3,4,5: Betriebliche Optimierung mit Durchbindungen auf Waldhäuser Ost (d.h. ein Linienwechsel findet während einer Fahrt fliegend auf WHO statt.)
Die Fahrten der Linie 5 werden, wenn möglich, mit den Linien 2,3 und 4 betrieblich verknüpft. Der Abschnitt zwischen Ahornweg und Ulmenweg wird nur noch einmal statt doppelt gefahren. Die ankommende Fahrt geht dort direkt in die abfahrende Fahrt über. Dadurch werden Betriebskosten eingespart, ohne die Angebotsmenge zu mindern. Ein Nachteil entsteht dadurch, dass in WHO keine Verspätung mehr abgebaut und Fahrten schlechter auf Anschlussfahrten abgestimmt werden können.
Linie 6: Ausdünnung auf einen 60-Minuten-Takt auf dem Teilabschnitt Hauptbahnhof – Rappenberg Süd im Abendverkehr Montag bis Freitag, Früh- und Abendverkehr Samstag sowie ganztägig Sonn- und Feiertage.
Linie 10: Ausdünnung auf einen 60-Minuten-Takt im Abendverkehr Montag bis Freitag, Früh- und Abendverkehr Samstag sowie ganztägig Sonn- und Feiertage.
Linie 14: Ausdünnung auf einen 60-Minuten-Takt oder Konzentration auf Hauptverkehrszeiten:
Der Fahrplan der Linie 14 wird um etwa die Hälfte der bisherigen Angebotsmenge reduziert. Die genaue Ausgestaltung wird mit Vertretern der wichtigsten Nutzergruppen (dazu zählen unter anderem Kliniken und Universität) abgestimmt.
Linie 16: Kürzung im Abschnitt Käppele – Horn-Straße (Linie 31 als Ersatz):
Linie 16 beginnt und endet künftig an der Haltestelle Käppele. Die Anbindung des Gewerbegebiets Steinlachwasen übernimmt die Linie 31. Deren Linienweg wird dafür über Waldhörnlestraße, Unter dem Holz und Horn-Straße umgelegt. Es werden zwei derzeit nicht genutzte Haltestellen wieder in Betrieb genommen sowie zwei je neue Bussteige an der Haltestelle Horn-Straße und am Abzweig nach Kressbach eingerichtet.
Linie 17: Kürzung im Abschnitt Kliniken – Wanne:
Die seit 30.03.2025 stündlich angebotene Verknüpfung der Linie 13 und 17 über den Abschnitt Kliniken – Wanne entfällt. Linie 13 endet und beginnt dann immer an der Haltestelle BG Unfallklinik, Linie 17 an der Haltestelle Wanne Kunsthalle. Der entfallende Abschnitt wird weithin von Linie 5 im 10-Minuten-Takt gefahren.
Linie 22: Ausdünnung auf einen 60-Minuten-Takt im Abendverkehr Montag bis Freitag, Früh- und Abendverkehr Samstag sowie ganztägig Sonn- und Feiertage.
Linie 34: Ausdünnung auf einen 60-Minuten-Takt.