Eine Beschaffungsstrategie ist immer auch ein Stück weit Unternehmensphilosophie. Die Stadtwerke Tübingen kalkulieren ihre Tarife seit jeher seriös und verfolgen beim Einkauf von Strom und Erdgas einen eher konservativen Ansatz. Deshalb verzichten die swt auf kurzfristige oder gar spekulative Beschaffungen. Das kommt den swt-Kunden zugute – gerade in Zeiten extremer Preissteigerungen am Energie-Großhandelsmarkt. Denn starke Preisanstiege, wie die der letzten Monate, wirken sich dadurch bei den swt-Tarifen nicht so stark aus. Bereits 2020 erhöhten die swt die Strompreise nicht.
Die deutliche Absenkung der EEG-Umlage sorgt nun in Verbindung mit der Beschaffungsstrategie der swt dafür, dass die swt für 2022 ihre Strompreise senken: Um 0,84 Cent netto bzw. 1 Cent brutto pro Kilowattstunde in allen Tarifen. Das entspricht – je nach Tarif – zwischen 2,6 und 3 Prozent. In den Tarifen für Wärmepumpen und Speicherheizungen sinkt der Preis pro Kilowattstunde um 0,67 Cent netto (0,80 Cent brutto).
„Bei der Beschaffung an den Energiemärkten spekulieren die Stadtwerke Tübingen nicht“, sagt swt-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke. „Für uns ist Verlässlichkeit, Stabilität und Weitblick wichtiger als kurzfristiges und risikoreiches Handeln an den Börsen. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir faire Preise anbieten. Das ist die Basis für eine langfristige Partnerschaft zwischen uns als Versorger und den Verbrauchern.“
Steigerungen bei Erdgaspreisen abgemildert
Die allgemeinen Steigerungen bei der Erdgasbeschaffung, höhere CO2-Preise sowie gestiegene Transportkosten führen bei allen Erdgas-Tarifen zu einer Anhebung des Arbeitspreises von 0,9 Cent netto bzw. 1,07 Cent brutto pro Kilowattstunde (im Grundversorgungstarif um 1,0 Cent netto bzw. 1,19 Cent brutto pro kWh). Die Preise verteuern sich damit um 11 bis 16 Prozent. Auch beim Erdgas gilt: Mit Hilfe ihrer Beschaffungsstrategie konnten die swt – zum Vorteil der Kundinnen und Kunden – einen noch höher ausfallenden Preisanstieg dämpfen.
Fernwärmepreise steigen
Im letzten Jahr konnten die swt die Fernwärmepreise senken. Ab 2022 verteuert sich nun die Fernwärme um durchschnittlich 26 Prozent. Kostentreiber sind die kontinuierlich – zuletzt sogar drastisch – gestiegenen Erdgaspreise, sowie die ebenfalls stark angestiegenen Kosten aus dem CO2-Emissionshandel.
Fernwärmeverträge sind im Allgemeinen mit langen Laufzeiten versehen, bei denen Kostenstruktur und Preisentwicklung an vertraglich festgelegte Preisgleitformeln gebunden sind. Erdgas macht dabei als Energieträger bei der Fernwärme einen wesentlichen Teil aus. Entsprechend spielen auch die Preise für Erdgas eine entscheidende Rolle für die Fernwärmepreise. Aufgrund der Langfristigkeit der Fernwärmeverträge werden bei der Festlegung Jahresmittelwerte für Erdgas herangezogen. Der starke Preisanstieg beim Erdgas am Markt in diesem Jahr hinterlässt dabei seine Spuren. Somit können sich die Kosten beim Einkauf von Erdgas für die Fernwärme auch wesentlich von den Einkaufskosten in der (reinen) Erdgasversorgung unterscheiden. Preissteigerungen gab es darüber hinaus auch in allen anderen preisrelevanten Indices (z.B. Lohn- oder Investitionsgüterindex).