15.045 verbaute Photovoltaik-Module, 23 Wechselrichter, drei Trafostationen, eine Übergabestation, kilometerlange Stromkabel: Seit Februar ist jede Menge Technik und Material im Tal an der B27 zwischen dem Ortseingang Tübingens und der Ausfahrt zum Gewerbegebiet Unterer Wert/ Eisenbahnstraße verbaut worden. Und das alles mit hoher Geschwindigkeit. Innerhalb von nur wenigen Monaten entstand auf den Traufwiesen im Neckartal der größte PV-Park der Region. Die Anlage liefert 8.800 Megawattstunden Ökostrom aus reiner Sonnenkraft. Das reicht pro Jahr für rund 2.000 Vier-Personen-Haushalte und vermeidet rund 5.800 Tonnen CO2. Am Tag der offiziellen Einweihung nahmen die Stadtwerke Tübingen ihren größten Solarpark „Traufwiesen“ auch technisch in Betrieb. Der symbolische Start-Knopf wurde heute im Rahmen einer offiziellen Einweihungsfeier gedrückt.
Der stellvertretende Regierungspräsident Dr. Utz Remlinger sagt: „Der beschleunigte Ausbau der Photovoltaik ist eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende. Mit der Umsetzung des Solarparks „Traufwiesen“ zeigt die Universitätsstadt Tübingen mit ihren Stadtwerken erneut, wie dies nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch auf städtischem Gebiet funktionieren kann. Damit dient die Anlage als anregendes Vorbild für viele Kommunen in unserem Regierungsbezirk und darüber hinaus. Wir im Regierungspräsidium haben gerne unseren Teil zum Gelingen des Projektes beigetragen.“
Tübingens Oberbürgermeister und swt-Aufsichtsratsvorsitzender Boris Palmer sagt: „Als größte Freiflächen-PV-Anlage in der Region ist der Solarpark Traufwiesen ein Projekt der Superlative, das in Rekordzeit an den Start geht und uns unserem Ziel, Tübingen bis 2030 klimaneutral zu machen, einen großen Schritt näherbringt. Zugleich soll die Fläche unter den Photovoltaik-Modulen für einen Pilzgarten genutzt werden. So gehen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität Hand in Hand“.
Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen, sagt: „Mit unseren beiden Solarparks ‚Lustnauer Ohren‘ und ‚Traufwiesen‘ sehen wir entlang der B27 im Neckartal einen großen und wichtigen Teil der Tübinger Energiewende. Der Solarpark Traufwiesen ist ein Großprojekt, das in kurzer Zeit umgesetzt wurde und damit ein Vorbild auch für andere Erneuerbaren-Projekte sein kann. Mein Dank geht daher an die Partner, die das Projekt zu einem besonderen gemacht haben.“
Volker Schöller, CTO Schoenergie GmbH, sagt: „Der Solarpark Traufwiesen ist das Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Stadtwerken Tübingen, BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH und MGK Göbel Solutions GmbH. Dank deren Unterstützung konnten wir als Generalunternehmer sicherstellen, dass der Bauprozess nicht nur umweltfreundlich, sondern auch äußerst effizient verlief. Der Solarpark ist der größte vor Ort und wird ausreichend Strom für ca. 2.000 4-Personen-Haushalte bereitstellen. Er wird die nachhaltige Energieversorgung von Tübingen maßgeblich vorantreiben.“
Alexander Schütt, CSO BayWa r.e. Solar Trade, kommentiert: „Wir freuen uns sehr, Partner bei diesem innovativen Projekt zu sein. Eine solche PV-Anlage an der Bundesstraße ist ein Paradebeispiel, wie Politik, Energieversorger und Handel gemeinsam die Energiewende vorantreiben können. BayWa r.e. hat das notwendige starke Netzwerk, um solche Großprojekte effizient umzusetzen.“ Michael Harre, Geschäftsführer BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH, ergänzt: „Es ist beeindruckend, in welch kurzer Zeit der Solarpark entstanden ist. Unser Dank gilt den Stadtwerken und der Universitätsstadt Tübingen, dass sie bei der Umsetzung der Freiflächenanlage erneut an uns gedacht haben. Wir konnten die benötigten Solarmodule und Wechselrichter zuverlässig liefern und möchten die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit MKG Göbel und Schoenergie hervorheben, die entscheidend war, um dieses Projekt erfolgreich umzusetzen. Gemeinsam sind wir stets bereit für Projekte dieser Größe.“
Agri-PV in Zusammenarbeit mit AgTech-Unternehmen aus Stuttgart
Die Kleinblatt GmbH ist ein AgTech-Unternehmen aus Stuttgart, das sich auf den Indoor-Anbau von Keimlingen und Speisepilzen spezialisiert hat. Auf den Traufwiesen möchte Kleinblatt nun auch im Outdoor-Bereich ein Agri-PV-Projekt umsetzen. Mit der Idee einer Pilzzucht unter den PV-Modulen hatte sich Kleinblatt im öffentlich ausgeschriebenen Ideenwettbewerb durchgesetzt. Partner bei diesem Projekt ist die Universität Hohenheim. Sensoren sammelten am Standort des Solarparks „Lustnauer Ohren“ bereits über einen längeren Zeitraum Daten, um daraus das ideale Klima für die Pilzzucht abzuleiten. Auf den „Lustnauer Ohren“ stehen zunächst auch noch bis En-de 2024 Probebepflanzungen an. Verlaufen die Tests erfolgreich, ist eine Ausweitung auf Teilflächen des Solarparks „Traufwiesen“ geplant.
Federico Erpenbach von der Kleinblatt GmbH sagt: „Unser Projekt erkundet die vielfältigen Synergien zwischen Photovoltaik und nachhaltigem Pilzanbau, um die Bioökonomie zu stärken und gleichzeitig die Grundlagen für eine gesunde Ernährung und regionale Versorgung zu fördern.“
Die Pilzzucht unter den PV-Modulen erfordert mehrere aufeinander abgestimmte Schritte. Passend zugeschnittene Holzstämme werden zunächst mit Pilzmycelium beimpft. Anschließend lagern die Baumstämme für mehrere Monate unterhalb der PV-Module. Das Pilzmycel wächst in dieser Zeit durch das gesamte Holzstück. Nach einer Umlagerung beginnt dann die Fruchtungsphase der Pilze. Die Areale unterhalb der PV-Module bieten dann, so die Annahme, optimale Bedingungen. Sie verhindern eine zu hohe Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeitsverluste. Es entsteht ein gutes Mikroklima für die Pilze und die Module übernehmen die Funktion der sonst üblicherweise in der Pilzzucht eingesetzten Plastikplanen. Erste Prognosen gehen von bis zu zwei Tonnen Pilzen aus, die über mehrere Jahre hinweg geerntet werden können. Eine lokale Vermarktung ist geplant.
Schafbeweidung und Ausgleichsmaßnahmen
Wie schon im benachbarten Solarpark „Lustnauer Ohren“, werden sich auch auf den Traufwiesen regelmäßig Schafherden unter und zwischen den PV-Modulen aufhalten und grasen. Geplant ist ein sogenanntes „rotierendes Weidesystem“. Die Stadtwerke Tübingen haben – wie es bei solchen Projekten üblich ist – auch für weitere Ausgleichsmaßnahmen gesorgt. Im Bereich der Solarmodule entwickeln sie extensives Grünland mit artenreichem und heimischem Saatgut. Dabei wird auf jeglichen Einsatz von Düngemitteln, Herbiziden oder Pestiziden verzichtet. Auch für die Reinigung der PV-Module kommen keine umweltschädlichen Mittel zum Einsatz. In definierten Randbereichen sollen mehrjährige Säume und Gebüsche wachsen. Die bestehende Feldhecke wird dauerhaft erhalten und gepflegt und eine zusätzliche Feldhecke neu aufgebaut.
Mehr Informationen auch auf www.swtue.de/solarpark-traufwiesen