Von September 2018 bis Januar 2019 hatten die swt mit einer Akutsanierung die notwendigsten Areale im Deckenbereich der großen Schwimmhalle saniert – 15 Auflager insgesamt. Zu diesem Schritt hatten Fachleute nach der Jahresrevision im Spätsommer 2018 geraten, weil sich an einigen Auflagern der Spannbetonträger äußerliche Auffälligkeiten in Form von feinen Rissen gezeigt hatten. Moderne Magnet-Streufeldmessungen bestätigten dort den Sanierungsbedarf. In den übrigen Bereichen waren bei stichpunktartigen Sichtprüfungen keine von außen erkennbaren Mängel festgestellt worden.
Bereits bei der Wiedereröffnung im Januar 2019 hatten die swt eine zweite Sanierungsphase angekündigt. Ihr Plan: Umfassende Untersuchungen aller übrigen von der Akutsanierung 2018 nicht betroffenen Deckenareale – unter anderem im Umkleidebereich – und direkte Instandsetzung der sanierungsbedürftigen Bereiche. Das Ziel der swt: für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren soll das Bad an diesen Bauteilen ertüchtigt werden – bis zum Zeitpunkt wenn die mittelfristig ohnehin anstehende Kernsanierung des Gesamtbades ansteht.
Kiesnester in einigen Spannbetonträgern
Bei den Untersuchungen, die über den gesamten Sommer 2019 andauerten, setzten die Fachprüfer erneut die Untersuchungsmethode der Magnet-Streufeldmessung ein, um den Spannstahl auf mögliche Korrosion zu untersuchen. Zusätzlich wurden Ultraschallmessungen beauftragt, um mögliche verborgene Hohlstellen in den Trägern identifizieren zu können. Dabei stießen sie in der großen Schwimmhalle bei sechs Spannbetonträgern auf sogenannte „Kiesnester“: kleine, von außen nicht sichtbare Ansammlungen von Hohlräumen im Beton. An sechs betroffenen Trägern besteht nun ein neuer, ungeplanter, jedoch technisch aufwendiger Sanierungsbedarf.
„Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass unsere Entscheidung, den hohen Aufwand mit der Magnet-Streufeldmessung und der Ultraschallmessung zu betreiben, richtig war“, sagt der technische Generalbevollmächtigte der Stadtwerke Tübingen, Wilfried Kannenberg. „Diese Untersuchungen haben jetzt für eine neue Erkenntnislage gesorgt. Wir bedauern, dass sich die Wiedereröffnung dadurch verschiebt. Aber wir stellen die Sicherheit für unsere Badegäste über den Zeitfaktor und werden nun die gesamte Deckenkonstruktion im Hallenbad Nord für die nächsten circa zehn Jahre ertüchtigen“.
Umkleidetrakt zweiter Problembereich
Einen zweiten Problembereich identifizierten die Fachprüfer im Bereich des Umkleidetrakts. Dort weisen Deckenträger teils leichte Beschädigungen auf. Die vielen verbauten Installationen an der Decke erschweren eine Ertüchtigung. Tragwerksplaner haben zwei Lösungsmöglichkeiten: entweder richtet man ein intensives Monitoringsystem ein, um rechtzeitig Veränderungen an den Bauteilen zu erfassen. Oder man zieht eine Stützenreihe ein, wodurch sich die Traglasten verringern lassen. Diese Lösungen könnten – so der aktuelle Stand – eine zeitaufwändige und komplexe Sanierung der Deckenträger ersetzen.
Kulanzregelung für Jahreskarteninhaber
Die Stadtwerke bieten Inhabern von Bäder-Jahreskarten dieselbe Kulanzregelung wie schon im Vorjahr: sie können nach der Wiedereröffnung des Nordbades die Gültigkeit ihrer Jahreskarte um die Anzahl der unplanmäßigen Schließtage verlängern lassen. Für die Verlängerung müssen die Karten kurz bei den Stadtwerken vorbeigebracht werden. Dabei bitten die Stadtwerke darum, aus technischen Gründen die Jahreskarte erst nach Ablauf der normalen Zeitdauer zur Verlängerung vorbeizubringen.
Verlängerte Freibadsaison möglich
Das Freibad kann einige Kapazitäten von Schulen und Schwimmvereinen auffangen. So war es 2018, als das Schwimmerbecken im Freibad – damals bedingt durch die erste Sanierungsphase im Hallenbad Nord – bis Ende Oktober geöffnet blieb. Auf einen lang anhaltenden und ausreichend warmen Herbst hoffen nun auch die Stadtwerke Tübingen. Sie wollen das Freibad maximal lange geöffnet halten – unter der Voraussetzung, dass keine lang anhaltende Kälteperiode beginnt, die Außentemperaturen angenehm bleiben und genügend Freibadgäste regelmäßig den Weg ins Bad finden. In Richtung Oktober erwägen die swt – ähnlich wie im letzten Jahr – die Heizenergie auf das Schwimmerbecken zu konzentrieren, damit die 50-Meter-Bahnen noch etwas länger geöffnet bleiben können.