) i o d u t S e v i t a e r C m a n a b ( l e d e S i n a J : d l i B Wird in Irland oder Frankreich ein Paket zugestellt, kann es gut sein, dass es mit einem Lastenrad made in Nehren transportiert wurde. Denn sowohl irische als auch französische Post kaufen für ihre Lastenrad-Flot- te in Schwaben ein. In Nehren, wo Radkutsche die Räder in Handar- beit produziert, lokal und fair. Das 15-köpfige Team der Manufaktur wuppt Großaufträge und Serien- produktionen. Und tüftelt gern an individuellen Lösungen: Für die Fußgängerzone von Oslo hat die Radkutsche Lastenräder gebaut, die fahrbare Bücherschränke sind, samt ausziehbaren Lese-Sesseln. LASTENRÄDER KONFIGURIEREN Für das Tübinger Obstgut Bläsiberg und andere Bio-Höfe konstruiert man Liefer-Fahrräder. Es gibt fahr- bare Info-Stände und Kaffee-Bars, man kann Kinder, Autoreifen, Hun- de oder Schornsteinfeger-Zubehör transportieren. Alle Lastenräder basieren auf drei Modellen namens Rapid, Musketier und Solid. Sie kommen dank Elektromotor-Unter- stützung gut voran, Dutzende De- tails lassen sich konfigurieren. Wer aus der Region stammt und so ein Lastenrad möchte, muss nach Neh- ren kommen: „Wir wollen, dass die Leute sehen, wie wir arbeiten“, sagt Stefan Rickmeyer. Nämlich vor Ort, die Mehrzahl der Rahmen wird in Bodelshausen geschweißt, „wir ver- suchen, von China wegzukommen“. Rickmeyer ist Überzeugungstäter. „Wir sind grundsätzlich sehr daran interessiert, wo und wie Sachen pro- duziert werden“, sagt er. Das Team arbeitet mit einer deutlich ökolo- gischen Ausrichtung, will nachhal- tig wirtschaften und „die Welt ein Stück besser machen“. Das funktioniert nicht nur mit al- ternativen Fortbewegungs- und Transportmitteln, das geht auch mit Apfelsaft von regionalen Streuobst- wiesen. Als Stefan Rickmeyer mitbe- kam, dass zwei Mostereien in der Gegend schließen, sprang er 2023 in die Bresche – weil ihm wichtig ist, dass Streuobstwiesen erhalten blei- ben. „Aber wir wollten eine Moste- rei ohne Energie aus Öl und Gas.“ EIGENE ENERGIE FÜR DEN MOST Also startete das Radkutsche-Team eine Mosterei direkt in der eige- nen Produktionshalle. Mit seinen technisch fitten Leuten konstruierte Rickmeyer eine Anlage, die Saft so CO²-reduziert wie möglich erzeugt. Mit Strom aus eigener Photovoltaik und deren Energiespeicher und mit der Wärme eigener Solarthermie. „Wir haben etwa 10.000 Liter Puf- ferspeicher. Mit diesem Warmwas- ser können wir den Saft auf 40 bis 45 Grad erhitzen. Den Rest machen wir mit Sonnenstrom“, berichtet er. „Anfangs hat keiner geglaubt, dass so was geht – aber es funktioniert. Das kann man anderen Mosterei- en nur empfehlen.“ Einige kamen schon zur Besichtigung. NEUE IDEEN, NEUE LÖSUNGEN In kürzester Zeit wurden die Cargo- bike-Experten zu Most-Experten. Unterstützt von ehemaligen Mos- tern, Freunden und Bekannten, übers Netzwerk Streuobst und ande- re Netzwerke. In Seminaren und von alten Hasen lernte das Team, worauf es ankommt. Und stand zeitweise bis Mitternacht an der Saftpresse. Es gibt den Saft in Glasflaschen oder als Bag-in-Box. Es gibt auch Cider, Schaumwein und Shots, neue Pro- dukte werden vorbereitet. Derzeit pflanzt die Mostkutsche junge Ap- felbäume, um den Fortbestand von Streuobstwiesen zu sichern. Kann man eigentlich Wärme aus frisch pasteurisiertem Saft rückgewinnen? Diese Frage wird in Nehren vielleicht als Nächstes gelöst. mostkutsche.de radkutsche.de UMWELTPREIS Schwerlasten-Protoyp Radkutsche Elefant i s e R s a m o h T : n e b o r e d l i B ) o i d u t S e v i t a e r C m a n a b ( l e d i e S n a J : n e t n u r e d l i B Blick in die Produktion Äpfel vor dem Waschen Packpresse der Mostkutsche Frischer Apfelsaft in Glasflaschen 19