Kon s equ en t a lum in ium f re i m i t umw e l t f reund l i ch em S t r ähn enp ap i e r Ammoniak in Haarfarben? Mikro- plastik, Silikone oder Mineralöl in Pflegeprodukten? Und ein Kopf voller Alufolie für Strähnen? So sieht ein Friseurbesuch oft aus. Dass es anders geht, zeigt Nicole Lesyk- Seiler im Salon Carehair, den sie 2019 im Tübinger Güterbahnhof- Areal eröffnet hat, und seit Anfang 2022 auch am zweiten Standort im Rottenburger Fitnessclub Mapet. VEGANE FRISEURSALONS Beides sind vegane Friseursalons. Es gibt keine tierischen Produkte, nur Kunstleder, keine Tierborsten an Bürsten oder Pinseln. Wobei die In- haberin damit nicht nur einen Trend aufgreifen wollte. Sie hat das Ver- traute und Übliche hinterfragt, woll- te bessere Wege finden für Mensch und Umwelt. „Als ich schwanger war, habe ich mich intensiv damit beschäftigt, welche Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten stecken.“ Sie be- gann, sich eigene Rezepturen auszu- denken. Mit Experten eines Labors entwickelte sie Shampoos und Pfle- geprodukte. Alles rein pflanzlich, keine Bienenwachse, ohne Tierver- suche, Peta-vegan-zertifiziert. Die Produktentwicklung macht Nicole Lesyk-Seiler richtig Spaß. Nach ihren Vorgaben stellt das Labor neue Varianten her. An ihr selbst, einigen Stammkunden und ihren Kindern wird dann getestet, „an möglichst vielen verschiedenen Haarstruktu- ren“. Im selben Labor lässt sie die Hausmarke nun herstellen, „in Ba- den-Württemberg, mit kurzen We- gen“. Man bekommt die Produkte in den Salons und im Online-Shop. Sie finden auch viele Freunde, die nicht vegan leben. „Zu uns kommen Men- schen, die gern ökologisch leben und das beim Friseurbesuch verwirklichen wollen. Andere haben Allergien und Unverträglichkeiten und vertragen unsere Produkte einfach besser.“ Sie drehte an weiteren Stellschrau- ben: Die Flaschen der veganen Pflegeprodukte wiederzubefüllen, spart Müll, und man bekommt das Produkt zwei Euro günstiger. Für Strähnen setzt Nicole Lesyk-Seiler spezielles Papier ein. „Man muss sich mal klarmachen: Etwa 1,5 Mil- lionen Kilometer Alufolie werden jedes Jahr in 80.000 deutschen Fri- seursalons verbraucht. Was für eine Vergeudung von Ressourcen! Und: Fürs Herstellen von Alufolie wird Re- genwald brandgerodet.“ Nicole Lesyk-Seiler hat nicht immer so gearbeitet. Als junge Friseu- rin war sie viel unterwegs, hat im Ausland gelebt und gearbeitet, auf Kreuzfahrtschiffen, hat Models und Prominente frisiert und geschminkt, ist viel geflogen. Das Bewusstsein und der Wunsch, es anders zu ma- chen, kamen später. IMMER NACHHALTIGER Sie bleibt dran. Neue Räume, wei- tere Angestellte, ein paar zusätzli- che Pflegeprodukte – und stets die Überlegung, wie es nachhaltiger gehen könnte. „Silikone und Mikro- plastik werden in Kläranlagen nicht herausgefiltert, also sollte so etwas auch nicht ins Abwasser. Wir ver- meiden das“, sagt sie. Ebenfalls gut fürs Abwasser, zudem gesünder für Kunden und Friseure: kein Ammoni- ak in Haarfarben. Dringend sucht sie gerade einen Hersteller, der ihr Shampoo-Flaschen aus recyceltem Material in gewünschter Stückzahl bieten kann. UMWELTPREIS l d e r : N i c o l e L e s y k - S e i B i l e r Selbst kreiert sind sowohl die Produkte als auch die Refill-Station im veganen Salon. Weil es keine Abfüll-Anlagen in ihrer Wunsch-Größe gab, hat sie einfach sterile Ketchup-Spender aus der Gastronomie umfunktioniert. Teile der Erlöse werden gespendet – bei- spielsweise für den Tierschutz. Und dass die Stadtwerke Tübingen für je- den neuen Ökostrom-Kunden einen Baum im Stadtwald pflanzen, passt für Nicole Lesyk-Seiler perfekt. „Da gibt es jetzt auch einen Baum von uns.“ www.carehair.eu 19