UMWELTPREIS Mehl mit kurzen Wegen: Das Bio-Getreide für die Gehr-Backwaren stammt aus Schwaben. Auch die TüBus-Plakataktion gehört zum Umweltpreis. Bei Gehr backt man ausschließlich mit schwäbischem Bio-Getreide. Zwetschgen kommen meist aus Am- merbuch. „Kurze Wege sind wich- tig“, sagt Stephan Schiller, der mit Albrecht Gehr die Geschäfte führt. Zwei Elektrofahrzeuge sind seit Jah- ren in Betrieb. Gerade entsteht ein Konzept für eine rein elektrische Auslieferung. Gehr hat schon viel getan, um nach- haltiger zu werden. Mit Erfolg: „Um ein Kilo Mehl zu verarbeiten, ver- brauchen wir heute 40 Prozent we- niger Primärenergie“, erklärt Schiller. Allein das Bio-Getreide bringt 140 Tonnen CO²-Einsparung pro Jahr, weil auf Dünger verzichtet wird. Die 1931 gegründete Bäckerei Gehr ist eine Handwerksbäckerei in vier- ter Generation mit rund 150 Be- schäftigten und 17 Verkaufsstellen. „Wir verarbeiten täglich bis zu sie- ben verschiedene Sauerteige. Da- durch haben unsere Backwaren tolle Eigenschaften: Sie schmecken, sind rösch, werden gut vertragen und bleiben länger frisch. Unsere Sauer- teige werden 365 Tage im Jahr von Hand gepflegt.“ Handarbeit ist ein großes Thema – viele Teige lassen sich nur von Hand bearbeiten. Ein ähnlich zentrales Thema ist Energie. Vor allem der Verbrauch für Backöfen und Kühlräume: „Als Bäckerei sind wir von Haus aus ener- gieintensiv“, sagt Schiller. Die Stell- schrauben wurden gefunden und genutzt. Abwärme der Kühlräume erwärmt Brauchwasser auf bis zu 40 Grad, man muss kaum nachheizen. Ein intelligentes Steuerungssystem optimiert alle Geräte, die Strom ver- brauchen – so, dass der Verbrauch gleichmäßig ist und kaum Ver- brauchsspitzen entstehen. EIGENER SONNENSTROM Das harmoniert gut mit der eigenen Stromerzeugung: Eine Photovoltaik- Anlage erzeugt 55 kW Peak. Das sind weitere 35 Tonnen CO²-Einsparung, und die Bäckerei kann ihre Grundlast weitgehend selbst abdecken. Soziale Überlegungen und Nachhal- tigkeit passen gut zusammen. „Wir wollen nichts wegwerfen!“, betont Schiller. Fast alles, was im Verkauf übrigbleibt, geht an soziale Einrich- tungen wie Tübinger Tafel, Foodsha- ring, die Sonntagsküche im Schlat- terhaus oder an Wiederverkäufer. Nachwuchs ist im Handwerk immer ein Thema. Gehr bildet in einer eige- nen Ausbildungs-Backstube aus. Plastik gibt es bei Gehr schon länger nicht mehr. In Gehrs Papiertüten bleibt Brot länger frisch: Sie sind mit natürlichem Wachs beschichtet. Nächste große Baustelle: Verpackun- gen. „Wir haben im Verkauf schon länger kein Plastik mehr. Papiertü- ten für Brote sind mit natürlichem Wachs behandelt, sie halten Brot sehr gut frisch und können im Altpa- pier entsorgt werden. Wenn jemand bei uns heißen Kaffee oder Tee holt, befüllen wir gern mitgebrachte Be- cher und Tassen. Oder man nimmt einen Pfand-Becher. Wenn es denn ein Einwegbecher sein muss, ist der voll kompostierbar, nicht mit Kunst- stoff beschichtet – der kann also auch ins Altpapier.“ EINKAUFEN OHNE MÜLL Im Sommer hat sich bei Gehr ein Team um die Marketing-Spezialistin Ramona Schmid mit Pfand-Systemen für Mehrweg-Verpackungen befasst. Sie sollen vom Format her möglichst gut zu Kuchen und anderen Bäcker- produkten passen. Diese Boxen wer- den demnächst eingeführt. Aktuell gibt es auffällige Gehr-Baumwollta- schen für Backwaren. Erklärtes Ziel: „Egal, ob Getränke oder Gebäck“, sagt Ramona Schmid, „bald kann man bei uns komplett ohne Einweg- Verpackungen einkaufen!“ W W W. B A E C K E R E I - G E H R . D E 19