Woher kommt unser TüWasser? TüWasser im Überblick Unser Tübinger Trinkwasser ist eine Mischung von Grundwasser aus dem Neckartal und Bodenseewas- ser. 20 Prozent fördern die Stadt- werke mit eigenen Brunnen, etwa 80 Prozent beziehen sie von den Zweckverbänden Bodensee-Was- serversorgung (BWV) und Ammer- tal-Schönbuchgruppe (ASG). 15 W 28 Druckzonen 581 Kilometer Rohrnetz 31.000.000 Liter Speichervolumen 14.500 Hausanschlüsse Stand 2015 4.700.000 Kubikmeter Jahresverbrauch Im Mischbehälter auf dem Sand werden Eigen- und Bodenseewasser gemischt. Das Misch- wasser wird in weitere Hochbehälter gepumpt und fl ießt dann mithilfe der Schwerkraft abwärts durch das Leitungsnetz in die Tübinger Kernstadt und in die meisten Stadtteile. Pfrondorf und der Herrlesberg, die direkt an der Bodenseeleitung liegen, erhalten reines Bodenseewasser, einige Ortsteile das Mischwasser der ASG. INFO 12Mehr als Millionen Liter fl ießen jeden Tag durchs Tübinger Netz: Das ist 4-mal so viel, wie das große Schwimmbecken im Freibad fasst!

Wasser aus dem Neckartal In Tübingen fördern die Stadtwerke ihr eigenes Wasser aus dem Kieskör- per des Neckartals. Dieses Grund- wasser ist so sauber, dass es nicht gereinigt oder aufbereitet werden muss, denn die Schichten im Boden wirken wie ein natürlicher Wasser- fi lter. Die wichtigsten Brunnen liegen im Gehrnfeld bei Hirschau und im Un- teren Neckartal bei Lustnau. Der Brunnen in der Au, der älteste akti- ve Brunnen Tübingens (seit 1905), dient heute als Reserve. Desinfektion Das Rohwasser unserer Brunnen wird mit rund 0,1 mg/l Cl2 gechlort, um das Verkeimungsrisiko zu sen- ken (zulässig sind 0,3 mg/l). INFO Das Grundwasser ist kein stehendes Gewässer, sondern ein langsam fl ießender Strom. In etwa vier Jahren erneuert es sich komplett. Grundwasser ist unverwechselbar – ähnlich wie ein Fingerabdruck. Der Gehrnfeldbrunnen südlich von Hirschau liefert einen Großteil des Eigenwassers. Links: Rechts oben: Der Aubrunnen versorgte Tübingen jahrzehntelang ganz allein mit Trinkwasser. Rechts unten: In einem Kubikmeter der Kiesschicht im Neckartal sind etwa 100 Liter Wasser gespeichert. Schema des Horizontalfi lterbrunnens Unteres Neckartal mit sternförmigen Filtersträngen

Im Einsatz für die sichere Versorgung l t t a K s n e J , a n e l a d d a M e d n u r d u G , r e g ä J g r ö J : s o t o F Bau und Planung für die Zukunft Die Stadtwerke planen Anlagen und Netze der Wasserversorgung für etwa 100 Jahre. Unab- dingbar dafür sind verlässliche Prognosen für Wasserbedarf und Stadtentwicklung. Ein großes Bauprojekt ist aktuell eine neue leis- tungsstarke Wassertransportleitung. Fast 7 Kilo- meter lang soll sie quer durch die Stadt führen und dem Mischbehälter Sand mit einem neuen Behälter verbinden, der auf der Anhöhe „Käp- pele“ bei Derendingen gebaut wird. Südlich des Neckars gibt es bisher keinen Wasserspeicher, obwohl Tübingen dort in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Der neue Behälter wird die Versorgungssituation nachhaltig verbessern und das Wassernetz fit machen für die Zukunft. Wartung und Instandhaltung Brunnen, Wasserbehälter, Druckerhöhungs- und Druckreduzieranlagen, das 600 km lange Rohr- netz: Alles muss funktionstüchtig und hygie- nisch einwandfrei sein. Wasserrohre halten bis zu 80 Jahre lang. Doch immer wieder geht durch undichte Leitungen oder Rohrbrüche Wasser ver- loren. Daher wird das Netz ständig überwacht. Kontrolle und Störungsdienst Zweimal im Jahr kontrollieren swt-Mitarbeiter alle Hauptleitungen. Über 100 Geräuschpegel- messer erfassen die Fließgeräusche im Netz und melden Störungen per Funksignal. Rund um die Uhr ist ein Team in Bereitschaft, um im Notfall schnell zur Stelle zu sein. In der Leitwarte gehen Störungsmeldungen und Notrufe ein. Von hier aus werden auch die Pumpen gesteuert und die Behälter gefüllt. Eine spezielle Software lässt die Pumpen vor allem dann laufen, wenn der Strom günstig ist. Obere Reihe • Bauingenieurin Aylin Tezel plant Tübingens Wasserversorgung von morgen. • Damit im Winter die Wasserleitungen nicht einfrieren, werden sie 50 bis 100 cm tief in den Boden verlegt. Günter Kaupp in der Neckargasse. • Einbau der neuen Entspannungsturbine im Mischbehälter Sand. Untere Reihe • Monteure reparieren einen Wasserrohrbruch in der Wilhelmstraße. • Vermessungstechnikerin Sandra Kopp vermisst neue Leitungen und erstellt Pläne zur Netzdokumentation. • Die swt-Leitwarte in der swt-Zentrale hat die Wasserversorgung stets im Blick. Wasserverluste im Vergleich Nirgends in Europa sind die Wasserverluste so gering wie in Deutschland. OECD 2012/statista.com Tübingen Deutschland 6 % 6,5 % Köln 7 % Athen 23 % Rom 26 % Neapel 37 % Mexico City 44 % TIPP Kleine Schilder am Straßenrand zeigen, wo Wasserleitungen oder Hydranten liegen. Wie liest man diese eigentlich? S bedeutet Schieber. Er trennt oder öffnet die Verbindung zwischen zwei Leitungen. Er befindet sich 1,5 m rechts und 6,2 m hinter dem Betrachter; die Leitung hat einen Durchmesser von 100 mm.

Das erste Wasserwerk 1879 t r a g t t u t S v i h c r a s t a a t S : e l l e u q d l i B Karl von Ehmann, Porträt von Georg Ehrhardt Die Lösung der Wasserfrage 1872 wandte sich der Gemeinderat an den Ingenieur Karl von Ehmann, Staatstechniker für das öffentliche Wasserversorgungswesen. 1875 stieß man zwischen Steinlach und Hechinger Straße (Volksgarten) auf einen Quellschacht, der Wasser in bester Qualität führte. 1876 wurde Karl von Ehmann mit der Planung eines Wasserwerks beauftragt. 1879 ging das Wasserwerk in Betrieb. 30 öffentliche Gebäude und 450 von rund 1.000 Privathäusern bekamen einen Hausanschluss. So sah das Wasserwerk aus Es bestand aus einem 8 Meter tiefen Grundwasserbrunnen und einer dampfbetriebenen Pumpe, die das Wasser in einen Hochbehälter auf dem Österberg pumpte. Von diesem 1.600-Kubikmeter-Reservoir aus strömte das Wasser in gusseisernen Leitungen in die Stadt. Fließendes Wasser im Alltag Zum besseren Feuerschutz gab es nun 133 Hydranten in der Stadt. Schnell gewöhnte man sich an den neuen Komfort. 1883 wurden erste Wasser- zähler eingeführt. Der Kubikmeter kostete damals 18 Pfennig. Ein Arbei- ter, der Wasseruhren einbaute, verdiente 35 Pfennig in der Stunde. Erfolgsmeldung in der Tübinger Chronik INFO Der Hochbehälter auf dem Österberg hatte einen außen gut sichtbaren Pegelstandsmesser. Mit einem Fernrohr beobachtete der Arbeiter vom Wasserwerk den Wasserstand. Leitungsplan 1908 (blau: Wassernetz 1879, Gesamtlänge 9,2 km; rot: Erweiterung bis 1908, 23,4 km) Unten rechts: Wasserwerk

Bodenseeleitung und Mischwasserproblem Bodenseewasser für Tübingen In den Nachkriegsjahren wurde klar, dass die hiesigen Brunnen für den Bedarf der wachsenden Stadt nicht ausreichen würden. 1954 trat Tü- bingen dem Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung bei; 1958 fl oss erstmals Bodenseewasser nach Tübingen (Bezug: 75 Liter pro Sekunde; heute: 203 Liter). Das Problem Auf dem Sand wurde das Bodenseewasser mit dem wesentlich härteren Eigenwasser vermischt. Doch die Freude am Mischwasser währte nicht lang. Denn die Mischung setzte aggressive Kohlensäure frei. Die Fol- gen: Korrosion und undichte Leitungen. Braunes Wasser kam bei den Kunden aus dem Hahn. 1966 musste das Netz geteilt werden: in eine Hochzone mit wei- chem Bodenseewasser (9° dH) und eine Niederzone mit Eigenwasser (30° dH). Dieses kalkhaltige Wasser setzte den Haushaltsgeräten arg zu. Bald war von einer „Zweiklassengesellschaft“ die Rede. Die Lösung Erst 1989 machte es neue Technik möglich, die Wässer ohne Korrosions- gefahr zu mischen: In einem speziellen Mischturm setzt eine Strahldü- se dem Neckartalwasser Luftperlen zu, die die Kohlensäure „ausgasen“. Die Trennung der Wasserzonen konnte aufgehoben werden. Für rund 13 Millionen Mark bauten die Stadtwerke die Versorgung abermals um und seit April 1992 fl ießt wieder Mischwasser ins Netz. Bau der Bodenseeleitung Der Behälter Sand wurde für das Mischwasserkonzept erweitert. Im Mischturm wird die Kohlensäure aus dem Eigenwasser entfernt. Immer wieder in der Presse: die „Wasserfrage“. Zeichnung von Sepp Buchegger, 1987 l t t a b g a T s e h c s i b ä w h c S : e l l e u q d l i B

Kontrolle ist alles! Gesundheit und Hygiene TüWasser: immer frisch und sauber Kein Lebensmittel wird in Deutschland so streng kontrolliert wie Trink- wasser. Die Trinkwasserverordnung schreibt regelmäßige Analysen auf 64 Stoffe und Mikroorganismen vor. Jede Woche entnehmen swt-Mit- arbeiter Wasserproben in Brunnen, Speicheranlagen und im Netz, die auf Krankheitserreger und Schadstoffe untersucht werden. Über 500 im Jahr – mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Rund 100.000 Euro wenden die swt pro Jahr für Trinkwasseranalysen auf. Der jährlich veröffentlichte Trinkwasserbericht bezeugt: Das TüWasser ist ausgezeichnet! r e g ä J g r ö J : s o t o F Das Tübinger Umweltlabor Eurofins Institut Jäger hat sich auf Wasseranalytik spezialisiert. Experten untersuchen hier alle transportablen Wasserproben aus Deutschland, darunter Proben von mehr als 600 Wasserversorgern in Baden-Württemberg. Modernste Technik erlaubt es, das Wasser bis aufs Nanogramm zu analysieren (ng = ein milliardstel Gramm) – auf Pestizide, Chemikalien, Röntgenkontrastmittel oder Rückstände von Medikamenten. Die Anlagen laufen Tag und Nacht. Inhaltsstoffe Mischwasser Analysenauszug in mg 72,6 Calcium Chlorid Kalium Natrium Magnesium Sulfat Wasserhärte 13,6° dH 14,9 15 1,8 8,5 73 (swt-Trinkwasserbericht 2021) TIPP Nach dem Urlaub oder einem langen Wochenende das Wasser vor dem Trinken so lange ablaufen lassen, bis es kühl und frisch ist. Wenn Wasser länger in Hausleitungen steht, kann es sich erwärmen und Metall-Ionen aufnehmen.

Wasser und Umwelt TüWasser ist umweltfreundlich Wer Leitungswasser trinkt, statt Wasser in Flaschen zu kaufen, schont das Klima. Je mehr Verarbeitungsschritte Wasser durchläuft, desto mehr CO2 gelangt in die Umwelt. Mineralwasser wird abgefüllt und transportiert, Flaschen werden hergestellt oder gereinigt, wir fahren in den Laden zum Einkaufen. Wasser aus dem Hahn kommt frisch und kühl, ohne Verpa- ckung direkt zu uns. Wer von Mineralwasser auf TüWasser umsteigt, er- zeugt über 150 kg CO2 weniger pro Jahr! TüWasser 0,35 g CO2-Emission pro Liter Mineralwasser 210 g CO2-Emission pro Liter Wasserschutz Um unser Trinkwasser zu schützen, sind dort, wo es gewonnen wird, Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Hier gelten strenge Regeln und Verbote für Industrie und Landwirtschaft, damit keine Schadstoffe ins Grundwasser gelangen. Man unterscheidet drei Schutzzonen: je näher zur Brunnenanlage, desto strenger die Bestimmungen. Verantwortlich mit Wasser umgehen Wäsche waschen: Waschmaschine voll beladen, Waschmittel sparsam dosieren. Putzen: Nicht mehr Putzmittel verwenden als nötig, aggressive Chemikalien möglichst vermeiden. Müll gehört in die Mülltonne, nicht in Ausguss oder WC. 1 kg Kaffee 20.000 Liter 1 Jeans 7.100 Liter 1 Mobiltelefon 5.000 Liter 1 Orange 112 Liter 1 kg Erdbeeren aus Andalusien 276 Liter 1 Hamburger 2.400 Liter 1 Rindersteak (200 g) 3.100 Liter Sinnvoll Wasser sparen Große Mengen Wasser verschlingt die Herstellung unserer Konsumgüter. Sie stammen oft aus Ländern, in denen Wassermangel herrscht. Rechnet man dieses „virtuelle Wasser“ in unseren Wasserfußabdruck ein, verbrauchen wir rund 3.900 Liter Wasser jeden Tag! INFO Regional und saisonal einkaufen, weniger Fleisch essen, Smartphone und Kleidung länger nutzen – das schont die Ressource Wasser weltweit!